Trend “Zero-Inventory-Stores” – was bedeutet das für Online-Händler?

zero inventory stores

Der neue Trend: Zero-Inventory-Stores

In unterschiedlichen Branchen kristallisiert sich ein neuer Trend heraus: Das Einzelhandelsgeschäft wird zunehmend zum Show Room. Doch was bedeutet der Begriff Zero Inventory? Und welche Bedeutung hat dieser Trend für traditionelle Möbelunternehmen und Online-Händler? Wir haben für Euch einmal nachgeforscht und die aktuellen Entwicklungen zusammengefasst.

Zero Inventory – Ein Geschäft wird zum Ausstellungsraum

Die sogenannten Zero-Inventory-Stores sind nur mit Ausstellungsstücken ausgestattet und haben nur wenig oder gar keinen Lagerbestand. Wo liegen die Vorteile? Große Teile des gebundenen Kapitals von Einzelhändlern können anders verwendet werden, da sie nicht mehr in Lagerbestände investiert werden müssen. Außerdem können sich die Verkäufer verstärkt auf die Beratung der Kunden konzentrieren. Die Kunden können die Produkte berühren, sehen und erleben und diese anschließend bestellen und bequem nach Hause liefern lassen. Eine angenehme Umgebung und gute Beratung schlagen sich auch positiv auf die Markensympathie nieder. Zudem kann der Kunde offener für weitere Entdeckungen sein. Doch wie kam es überhaupt zu der Entwicklung von Zero-Inventory-Stores auf dem Markt?

Zero-Inventory-Stores als Neupositionierung

Der Downsizing-Trend im Einzelhandel wird sich in den kommenden 18 bis 24 Monaten unvermindert fortsetzen (Quelle: Investmentbank B. Riley FBR). Rund 30 Prozent der derzeitigen Einzelhandelsflächen sollen dann in ihrer jetzigen Form nicht mehr existieren. Forscher aus Wharton und Harvard schlugen daher Zero-Inventory-Stores (ZIS) als Neupositionierung vor. Die sogenannte ZIS-Strategie soll nicht nur für Einzelhändler kostengünstiger sein, sondern auch zu “Supercharged Customers” führen. Diese geben im Durchschnitt größere Bestellungen auf und kaufen häufiger sowie in einem breiteren Sortiment ein.

Zero Inventory im Home & Living-Segment bereits fest verankert

Gerade im Möbelbereich ist das Prinzip des Zero Inventory nicht neu. Viele stationäre Möbelhändler haben keinen Vorrat an Sofas, Tischen oder Matratzen in ihren Läden. Die Kunden probieren die Möbelstücke vor Ort aus und bestellen diese dann direkt im Laden oder im Internet. Gerade bei Möbeln wird deutlich, dass der Kunde gerne ausprobiert, bevor er bestellt: Laut  PwC-Studie “Die deutsche Möbelbranche – Marktüberblick 2019 ist der aufwändige Zustell- und Retourenprozess und der Wunsch der Verbraucher, die Produkte zunächst sehen und testen zu wollen, relevant. Doch was bedeutet das für den Onlinehandel? Sind Pure Online Player ein rückläufiges Modell?

Reine Online-Verkäufer eröffnen vermehrt stationäre Geschäfte

In den USA haben bereits mehrere Matratzen-Start-ups – zumeist reine Online-Verkäufer – stationäre Geschäfte eröffnet. Start-ups wie Tuft & Needle oder Casper sind mit ihren stationären Geschäften in zentraler Lage vertreten und bieten dort ihre Matratzen zum Probeliegen an. Vorreiter der Bewegung in den USA ist Bonobos, ein Herrenausstatter, der als reiner Online-Shop begann und nun über 20 stationäre Geschäfte besitzt. Laut Bonobos geben Kunden, die ihre Ausstellungsräume besuchen, seltener Waren zurück, wählen tendenziell hochpreisigere Produkte aus und geben im Schnitt 60 Prozent mehr aus als online.

Kombination aus physischem Einzelhandel und E-Commerce als Mehrwert

Betrachtet man die Wünsche der Konsumenten von heute wird deutlich, was gefordert ist: Service, Service, Service. So könnten Zero-Inventory-Stores tatsächlich eine Lösung für den Einzelhandel sein. Sie holen die jeweiligen Vorteile aus physischem Einzelhandel und E-Commerce heraus: “Ein erlebnisorientiertes Offline-Format, das Kundenservice und Markeninteraktion garantiert, kann bei zusätzlichem Online-Angebot einen erheblichen Mehrwert für Unternehmen und Kunden bieten.” Und was passiert nun im reinen Online-Bereich?

Was ist aus dem Potential für Onlinehandel geworden?

In unserem Blogbeitrag über das Potential des Onlinehandels für das Home & Living-Segment vom 01. Oktober haben wir noch von einer komplett gegenteiligen Entwicklung gesprochen. Damals zitierten wir Dr. Christian Wulff, Leiter des Bereichs Handel und Konsumgüter bei PwC Deutschland: „Der Vertriebsweg über Onlinekanäle birgt ein großes Wachstumspotenzial für die deutschen Möbelunternehmen. Derzeit liegt der Fokus der Branche noch auf dem stationären Einzelhandel, doch immer mehr Online-Pure-Player und Omnichannel-Anbieter wagen sich auf den Markt.“ Laut der zugehörigen PwC-Studie “Die deutsche Möbelbranche – Marktüberblick 2019” wird der Onlineumsatz im Möbelhandel bis 2023 voraussichtlich um durchschnittlich 8,4 Prozent pro Jahr wachsen. Was also wird die Zukunft bringen?

Ein Blick in die Zukunft – wie sieht es in 10 Jahren aus?

Wir würden hier gerne Michael Volland von Realtale zitieren, der im Interview mit der W&V erst kürzlich sagte: “In ein paar Jahren sind Showrooms längst aus dem Teststatus heraus und werden als stationäres POS-Konzept etabliert sein beziehungsweise als Online-Offline Geschäftskonzept umgesetzt. Gleichzeitig wird die Entwicklung auch in Richtung Zero-Inventory Stores gehen. Zero-Inventory Stores als Online-Offline-Symbiose werden ein weiteres Thema sein, mit dem sich Händler beschäftigen werden.”

Es bleibt also wie immer spannend im digitalen Home & Living- Segment … Wir halten Euch wie immer hier auf unserem Blog auf dem Laufenden bezüglich aktueller Entwicklungen in der Home & Living-Branche.

Euer
DA-Team

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Annika Bieber

verfasst von: Annika Bieber