Der Brexit – die Möbelbranche im Spannungsfeld einer wirtschaftlichen Neuausrichtung?

brexit

Bedroht der Brexit die deutsche Möbelbranche?

Das Thema Brexit beschäftigt aktuell die gesamte Welt – dies macht auch vor der Möbelbranche nicht Halt. Bereits seit mehreren Jahren befürchten die deutschen Möbler deutliche Umsatzeinbußen aufgrund des Brexits und seiner Auswirkungen auf die Wirtschaft. Welche Entwicklungen konnte man in den vergangenen Jahren beobachten und was könnte uns in Zukunft erwarten? Wir haben die Situation etwas genauer unter die Lupe genommen.

Brexit ist nun offiziell über die Bühne gegangen

Nach langwierigen Austrittsverhandlungen, mehrfachen Verschiebungen des Stichtages sowie einer Phase erheblicher Unsicherheit für Politik und Handel ist Großbritannien nun Ende Januar 2020 aus der Europäischen Union ausgetreten. Ein “harter” Brexit konnte bisher aber noch vermieden werden … Welche Auswirkungen hat dieser Schritt nun für die deutsche Möbelbranche und den Onlinehandel?

2018 war kein zufrieden stellendes Jahr für die deutsche Möbelbranche

Bereits das Jahr 2018 leitete eine nicht sonderlich zufrieden stellende Phase für die deutsche Möbelbranche ein. Die 481 Möbelfirmen, die mindestens 50 Mitarbeiter beschäftigen und in Deutschland produzieren, erzielten im Jahr 2018 einen Umsatz von rund 18 Milliarden Euro (nur 1 Prozent mehr als 2017). Verlustreich: Bei den Matratzenherstellern gab es ein Minus von 12 Prozent und in der Polstermöbelindustrie einen Rückgang um 6 Prozent. Zunächst einmal lässt sich aber festhalten, dass das insgesamt geringe Wachstum der Möbelbranche in erster Linie auf eine schwache Inlandsnachfrage zurückging. Die Exporte stiegen in 2018 nämlich weiter an: In den ersten zehn Monaten des Jahres 2018 gingen 33 Prozent der in Deutschland produzierten Möbel ins Ausland. Doch gilt dies auch für den Exportmarkt Großbritannien?

Einbruch von 6 Prozent bei Möbelexporten nach GB

Wichtigster Absatzmarkt für deutsche Möbel innerhalb der EU ist Frankreich, doch auch in den Niederlanden, Belgien, Polen, Tschechien, Spanien und Italien entwickelte sich der Export positiv. Großbritannien ist für die deutsche Möbelindustrie mit einem jährlichen Volumen von rund 700 Millionen Euro der fünfwichtigste Exportmarkt, doch wegen des damals noch bevorstehenden Brexits brachen die Möbelexporte 2018 um mehr als 6 Prozent ein. Bereits seit vier Jahren ist ein deutlicher Einbruch der deutschen Möbelexporte ins Vereinigte Königreich zu beobachten, wie die nachfolgende Grafik verdeutlicht:

brexit

Quelle: VDM in Möbelkultur

Wie schätzen Experten diese Entwicklung ein? „Der Brexit wird für die deutsche Möbelindustrie zunehmend zum Problem. Bereits seit 2016 – und damit lange vor dem heutigen Austrittsdatum – sinken unsere Möbelausfuhren nach UK kontinuierlich. Bis Ende 2019 mussten wir bereits einen Rückgang von elf Prozent auf 690 Millionen Euro verkraften.“ Dies wiege umso schwerer, weil im gleichen Zeitraum die Ausfuhren in die EU insgesamt um neun Prozent gestiegen sind. „Diese schmerzlichen Rückgänge in unserem fünftwichtigsten Markt tun der heimischen Industrie richtig weh und wir befürchten, dass nach dem endgültigen Austritt die Konsumentenstimmung auf der Insel weiter sinkt und dies unsere mittelständische Branche mit langlebigen Produkten besonders treffen wird“, so VDM-Geschäftsführer Jan Kurth.

Exportrückgang nicht so schlimm wie befürchtet

Ganz so schlimm wie befürchtet kam es also doch nicht: Die Branche fürchtete Anfang vergangenen Jahres bei einem ungeregelten Brexit einen deutlichen Einbruch der Geschäfte mit einem Exportrückgang um etwa 25 Prozent im Geschäft mit Großbritannien. Ziel war daher, die Exporte deutscher Möbel vor allem nach China, in die USA sowie nach Russland und nach Skandinavien weiter auszubauen. Gerade China wird nun wohl eher keine Entlastung für die Branche bieten … worüber wir in einem bevorstehenden Blogbeitrag nochmals gesondert eingehen werden.

Onlinehandel im Allgemeinen leidet unter dem Brexit – oder?

Es gibt (noch) eine gute Nachricht: Der gesamte rechtliche Rahmen der EU für den elektronischen Geschäftsverkehr gilt für UK in der Übergangsperiode fort. Das Land bleibt bis Ende 2020 Teil des Binnenmarkts und der Zollunion. Vor dem Hintergrund der Größe und der wirtschaftlichen Bedeutung des britischen E-Commerce Markts ist diese Entwicklung zunächst beruhigend. Für den Onlinehandel bedeutet dies, dass Formalitäten bei der Wareneinfuhr- und Ausfuhr, die höhere Versandkosten für die Endkunden haben können, unterbleiben. Längere Lieferzeiten aufgrund von Zollkontrollen sowie zusätzliche Steuer (z.B. die Einfuhrumsatzsteuer) oder Zolltarifen werden ebenfalls vermieden.

Onlinehandel als Chance für die Möbelbranche

Der Onlinehandel könnte so gesehen eine Chance für die Möbelbranche darstellen. Wir berichteten bereits in unserem Blogbeitrag vom ersten Oktober über das Potential des Onlinehandels für die Möbelbranche. Laut der PwC-Studie “Die deutsche Möbelbranche – Marktüberblick 2019” wird der Onlineumsatz im Möbelhandel bis 2023 voraussichtlich um durchschnittlich 8,4 Prozent pro Jahr wachsen. Noch ist aber Luft nach oben für eine weitere positive Entwicklung in diesem Bereich.

Wir halten Euch wie immer hier auf unserem Blog auf dem Laufenden bezüglich aktueller Entwicklungen in der digitalen Home & Living-Branche.

Euer
DA-Team

P.S.: Keine News mehr verpassen? Meldet Euch jetzt für unseren Read-up an!👇🏻

Annika Bieber

verfasst von: Annika Bieber